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Ereignisse in Nykerien bis zum Wolfsmond des Jahres 423 nach Pondaron,

aufgezeichnet von Garthand von Nykerien, Hüter über die erwachten Lande.

Das erste zarte Grün bricht in den Ebenen Nykeriens aus dem Boden, die nicht vom immergrünen Dschungel bestanden sind. Ein herrlicher Anblick, ist es doch der erste Frühlingshauch, der das neue Jahr ankündigt. Das Jahr der Gestirne neigt sich dem Ende zu und ich blicke gespannt in die Zukunft.

Noch hat das Orakel nicht gesprochen. Wird es heißen Tod und Verderben, Blüte und Licht? Welcher Gott wird besonders in den Zeitenlauf eingreifen? Noch kann es keiner sagen, denn keine Prophezeihung ward kundgetan.

Das Frühlingserwachen stellt an vielen Orten den Kontakt zwischen den neuen Reichen des Kontinentes her. Von der Silbersee bis in die Einöden des Machairas, überall begegnen sich Kreaturen, die sich bislang nur aus den Berichten der Reisenden kannten. Es erstaunt und erfreut mich, wie friedlich das zuging. Aber andererseits kam der Friede nur durch den Rückzug und die teilweise Unentschlossenheit einiger Heerführer zustande, sodass ich im neuen Jahr mit Blutvergießen rechnen muss.

Aber lassen wir den Blick schweifen, vom Machairas bis zur Silbersee:

Kamank und das Wagenvolk liefern sich einen interessanten Tanz. Beide scheinen einander zwar nicht wehtun zu wollen, aber gönnen dem jeweilig anderen keinen Fußbreit Land. Truppen kreisen umeinander, Land wechselt teilweise im Wochenrhythmus den Besitzer – ein Wunder, dass die Steuereintreiber noch wissen, in welche Stadt sie zum Abliefern ihrer Einnahmen kommen müssen.

In den Bergen um Westan geht alles ruhig seinen Gang. Der Streit mit den Rittern des Tamithon scheint beigelegt, deren Truppen ziehen sich in ihr Kernland zurück. Auf der anderen Seite der Berge, um den Tempel der Medaya, kommt es zu mehreren Begegnungen zwischen allerlei Reichen. Ritter des Tamithon, Tarasans Truppen, Nykor, ja sogar Westan mischen alle in einem fröhlichen Eroberungsreigen in einer kleinen Region mit. Momentan gilt hier noch „Frechheit siegt“ und „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, aber ich denke bald werden die Herrscher sich auf konkretere Pläne besinnen und der Verwirrung ein Ende bereiten.

Die Yerba traben von all dem unbeeindruckt durch die Wälder und Heiden Nykeriens und bestatten ihre Toten in einer würdigen Weise, die auch Neugierige anzieht. Man sieht Zentauren nun allerorten, allerdings nie lange und immer zu wie zufällig. In ein paar der größeren Städte verkünden sie ganz offiziell das Ziel einer Suche.

In Nykor besinnt man sich der alten Zeiten und fragt sich, was denn so alles in den Plünderungen abhanden gekommen sein könnte, die nach dem Königstod einsetzten und vor allem, wo man verlorenes wieder finden könnte.

Und man begegnet den Zerathim. Die Schlangenmenschen erobern große Teile des Dschungels und verlassen diesen an einigen Stellen, unter anderem um Nykor eine saftige Gemark abzujagen und ein Heer in die Flucht zu schlagen. Auch die Yerba ziehen es vor, sich den Zerathim nicht in den Weg zu stellen, denn diese meinen es ernst.

Bleibt noch meine große Aufgabe für den Frühling: Neues Land will ich den Kreaturen von Nykerien erschließen, auf das die Vielfalt der Völker sich mehre. Auf gutem Wege bin ich bereits, aber wie immer haben die Götter das letzte Wort...