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Der Mannanaun-Krieg[]

(Fragment aus einem Palimpsest der Großen Bibliothek des Magischen Instituts)

Es war lange, lange Zeit, bevor bei Tirivistral und Kavirindril die ersten Stollen gegraben, ja lange, bevor zu Danamère die ersten Städte gebaut wurden, zu einer Zeit, da nur wenige arme Bauern und Fischer das Nabulion-o-mere genannte Land – die Nebelinsel – bewohnten.

Dies war die Zeit der großen Kämpfe zwischen den Göttern der Welt, als das Asylia-Archipel ein erstes Mal unter diesem Namen bekannt wurde; denn hier öffneten die streitenden Parteien ihren Verbündeten und Heerscharen Tore, die später von Flüchtlingen zwischen den Welten genutzt wurden; hier hatten sowohl Dondra als auch Mannanaun jeweils eine ihrer Hochburgen, hier trugen ihre Anhänger große Schlachten auf und unter den Wassern aus, hier kämpften sie gegen die Schlinger des Anrash und mit den Heerscharen Gors.

Niemand interessierte sich damals für das gottverlassene Nabulion-o-mere. Aus Sicht der Götter war es nichts weiter als eine vergiftete Einöde, ohne jeden Reiz, deren strategische Bedeutung sich darin erschöpfte, den direkten Weg von Alorr nach Chelodarn zu versperren. Allerdings war die Insel auch nicht groß genug, um ein echtes Problem zu werden.

Da nun ringsum die Schlachten tobten, nicht nur mit gewöhnlichen Waffen, sondern auch und immer mehr mit den Kräften der Götter, wurden es immer mehr, die in die undurchdringlichen Nebel flüchteten, wo Ruhe herrschte. Für so manchen allerdings wurde es am Ende die Ruhe des Todes – denn der Nebel brachte vielen auch den Bluthusten, die Nabulose und andere Leiden. Viele starben so einen qualvollen, langsamen Erstickungstod. Die anderen aber fristeten ein mühseliges Leben in einem Land, das zu weiten Teilen fast das ganze Jahr vor allem Nebel kannte. Nur wenige der Samen, die sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatten, brachten in diesem Klima gute Ernten, und auch das nicht überall. Oft herrschte Hunger unter ihnen, und die bestgenährten waren die, die von den Früchten des Meeres lebten. Doch wer hinausfuhr, lief immer auch Gefahr, einer der vielen kämpfenden Flotten in den Weg zu kommen, von einem heraufbeschworenen Meeresungeheuer verschluckt zu werden oder auch in einem Magierduell zwischen die Fronten zu kommen – was im besten Fall bedeuten konnte, mit einem violetten Gesicht und einem Schweif zuviel heim zu kommen.

Von Tag zu Tag wurden die Kämpfe intensiver und die Schlachten größer, bis eines Tages die Entscheidungsschlacht begann. Jedenfalls glaubten alle, die sie miterlebten und überlebten, dass sie das wohl gewesen sein müsse...

Donner brüllte am Horizont, Windstöße rissen die Nebel auf, die sich sofort auf‘s Neue bildeten, nun doppelt so dicht, die Wellen unten am Ufer schäumten in eigenartiger, bisher ungesehener Weise, Blitze in allen Farben erhellten die Nacht und verdunkelten den Tag, Feuererscheinungen zogen über die Wellen.

Später erzählte man, es sei der Tag gewesen, an dem Dondra und Mannanaun über die Vorherrschaft im Archipel in Streit geraten seien. Wie dem auch sei, Dondra soll es jedenfalls gewesen sein, der in der Hitze der Schlacht einen Donnerkeil quer über Nabulon-o-mere schleuderte. Doch noch während er das Land überquerte, wurde dieser Donnerkeil immer langsamer und schwächer – und stürzte schließlich, Großfelder vom beabsichtigten Ziel entfernt, mitten über dem nabulonischen Hochland zu Boden. Dennoch reichte seine Kraft immer noch aus, den Berg von Tirikaludal zu spalten – noch heute zeugt eine tiefe Spalte inmitten eines Trümmerfeldes davon.

Das die Berge erschütternde Beben war auf der ganzen Insel zu spüren, und die Meere ringsum wurden von gewaltigen Wellen aufgerührt. Viele der provisorischen Küstendörfer der Flüchtlinge verschwanden im Meer, in den Bergdörfern stürzten Lampen und Öfen um und lösten Brände aus, Menschen wurden unter ihren einstürzenden Hütten begraben.

Die Schlacht dauerte noch drei Tage und drei Nächte, so sagt jedenfalls die Überlieferung.

Als sie vorbei waren, trafen sich die Überlebenden der Nebelinseln an verborgenen Orten, um sich in einem feierlichen Ritual los zu sagen von den Göttern und ihrem ewigen, kleinlichen Streit um die Vorherrschaft unter den Mächtigen. Dies waren unsere Vorfahren, und ihr Andenken ehren wir heute.

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Segment: Karnicon - Reich: Danamere - Myra-Fundort: Karnicon74/28-29

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