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Totenmasken - Magie

In manchen Mythen heißt es, daß die Aegyr das Geheimnis der Unsterblichkeit besessen hätten, aber es gibt sie nicht mehr, sie sind gegangen, und unsterblich sind sie nur in den Legenden geblieben. Die Katakomben von Ugur sind ein Beweis für die Sterblichkeit der Aegyr, denn dort sind nur jene aus ihrem Geschlecht beigesetzt, denen ein natürlicher Tod beschieden war. Für jene aber, die im Kampf gefallen sind oder auf sonst eine Art einen unnatürlichen Tod erlitten haben, kennt man keinen Bestattungsort. Gewiß haben sich die Aegyr mit ihren magischen Kenntnissen Langlebigkeit gesichert, aber das ewige Leben war auch für sie nur ein unerfüllbarer Traum.

Und doch haben einige von ihnen versucht, dem Gevatter ein Schnippchen zu schlagen und in gewisser Weise eine Art Unsterblichkeit zu erreichen, die jedoch die Vergänglichkeit des fleischlichen Seins nicht ausschloß. Die Aegyr haben nach ihrem Abgang eine große Hinterlassenschaft zurückgelassen, die sich weit verstreut über das ganze Land findet, ihr Erbe ist in Prachtbauten, in wertvollen Kunstgegenständen und meisterhaft geschmiedeten Waffen zu finden. Zu den begehrtesten Schätzen aber gehören die Totenmasken.

Es war eine besondere Kunst, deren sich nur manche Aegyr bedienten, bevor sie mit ihren Getreuen in eine Schlacht zogen. Sie ließen zuvor von diesen Helden Totenmasken abnehmen, welche dann äußerlich kostbar ausgestaltet und mit edlen Metallen und Edelsteinen geschmückt wurden. Es gibt Totenmasken in unzähligen Formen, manche furchterregend, andere wiederum lieblich anzusehen. Die besondere Magie dieser Masken liegt nicht allein darin, daß sie in den Betrachtern unterschiedlichste Gefühle erwecken – die meisten Finder denken ohnehin nur an den weltlichen, den materiellen Wert dieser Kunstwerke. Der magische Gehalt jeder Totenmaske liegt vielmehr an ihrer Innenseite, die ein Spiegelbild jenes Heroen darstellt, von dem sie gemacht wurde. Es war die besondere Kunst beim Anfertigen dieser Masken, daß der Geist des Heroen in sie einkehren konnte, wenn er im Kampf sein Leben ließ. So mußte er zwar seinen Körper aufgeben, fand aber Asyl in seiner Totenmaske, konnte in ihr weiterleben, solange die Maske Bestand hatte.

Einer der letzten Aegyr war Gesed te Ruuta, der nicht mit den übrigen seines Geschlechts aus diesem Land verschwand, sondern mit seinen Kriegern blieb, um zu Allumeddon gegen Xatans Finsterheere zu kämpfen. Bevor Gesed in den Kampf zog, ließ er von jedem seiner Helden eine Totenmaske anfertigen und sie in einem dichten, schier undurchdringlichen, finsteren Wald an verschiedenen Orten unterbringen, um sie vor Schatzsuchern und Leichenfledderern zu schützen, so daß die Gefallenen bis in alle Ewigkeit in diesen Masken fortleben könnten.

In diesem Wald der Masken finden sich die kostbaren Abbilder der gefallenen Helden in die Rinden von Bäumen vergraben, sie sind in Felsspalten und Höhlen versteckt, stecken unter dichten Hecken, hinter fallenden Wassern, oder aber auch an hochgelegenen Felsen, wenn der Held sich nach dem Tode einen weiten Ausblick wünschte, die Masken liegen in gesicherten Schatzkammern, in kleinen kunstvoll gestalteten Totenhäusern, deren Inneres mit Dingen geschmückt ist, an denen sich der gestorbene Held erfreuen kann, oder die in dem körperlosen Geist schöne Erinnerungen an das frühere Leben wecken.

Es gibt Masken aus Gold, besetzt mit Edelsteinen, Masken aus glasiertem Steingut, wie die von Mermer te Ruuta, Geseds Sohn, der im zarten Knabenalter zu Allumeddon kämpfte und fiel, und dessen jugendliche Frische und Unschuld sich in der Äußerlichkeit der Maske widerspiegelt, es finden sich Masken aus gehärtetem Eisen, von Helden, die sich auf diese Weise für besonders lange verewigt wähnen, aber auch solche, die aus Holz geschnitzt sind und darum nur eine geringere Zeit überdauern, weil die Helden es nicht anders gewollt haben.

Wie auch immer die Totenmasken gestaltet sind, sie spiegeln den Charakter des dazugehörigen Helden wieder, decken auf, ob er ein einfacher Krieger, ein eitler Hagestolz, ein Habenichts oder ein mit Reichtümern gesegneter Machthaber war. Abgesehen davon wurden diese Totenmasken ursprünglich nur dazu gemacht, daß der dem Körper enteilende Geist eine sichere Zufluchtsstätte finden könne. Aus keinem anderen Grund widmeten sich die Aegyr der Kunst der magischen Totenmasken. Aber es kann schon vorkommen, daß der Geist in der Totenmaske, wenn er eine gewisse Zeit darin verbracht hat, diese als ein Gefängnis ansieht. Und wenn dann ein Wanderer in einem gesunden, kräftigen Körper des Weges kommt, dann wird ein eingesperrter Geist Geschmack daran finden, in einen solchen Körper zurückzufinden. Gesed te Ruuta ist ein solcher Geist. Und er ist ein Aegyr, der sich mit dem Tod nicht abfinden kann. .

Mythor-Fundort: 144

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